Chance für eine Kombinationslösung ist da!
von Arno Mattes
Am Donnerstagabend den 23. Januar 2014 fand im FORUM in Merzhausen eine Informationsveranstaltung zum Hochwasserschutz im Hexental statt. Es waren ca. 100 Zuhörer anwesend, darunter etliche Gemeinderäte und auch viele Auer Bürger.
Zunächst stellte Herr Neff vom Planungsbüro Ernst&Co die hydrologischen Aspekte und die Kostenschätzung der verschiedenen Lösungen (Ein-, Zwei- und Dreibecken-Kombinationen) vor. Dabei führte er aus, dass die Kombinationslösungen „Stöckenhöfe A“ (Damm=Zufahrtsstraße) mit „Heimbach“ oder „Merzenbach“ aus hydrologischer Sicht den gesteckten Anforderungen an den Hochwasserschutz genügen1. Für „Stöckenhöfe A“ und „Heimbach“ (die günstigste Kombinationslösung) lägen die Baukosten rund 400.000 € höher als für die Einbeckenlösungen am Zusammenfluss von Selzen- und Engebach. Zu diesen Kostenschätzungen ist anzumerken, dass es sich hierbei nur um grob vergleichende Angaben handelt, da diese z.T. auf Berechnungen aus dem Jahr 2008 zurückgehen. Außerdem ist wichtig zu wissen, dass die Kosten für den Hochwasserschutz zu 70 % vom Land Baden-Württemberg getragen werden. Die restlichen 30 % werden nach einem Schlüssel der VG Hexental zwischen den betroffenen Gemeinden aufgeteilt. Hierbei übernimmt die Gemeinde Merzhausen, als am meisten von den Hochwasserschutz-maßnahmen profitierende Gemeinde, einen Großteil der Kosten.
Anschließend präsentierten Herr Künemund und Frau Schütze von der Fa. faktorgrün die Untersuchungen zum Natur- und Landschaftsbild (incl. einer Bewertung zum Faktor „Mensch“). Die Bewertung des Landschaftsbildes wurde dabei für die Beckenvarianten mit Fotosimulationen des einmontierten Dammes unterstützt. In ihrer abschließenden Bewertung, kommt faktorgrün zu der Aussage, dass die Kombinationslösungen „Stöckenhöfe A“ mit „Heimbach“ oder „Stöckenhöfe A“ mit „Merzenbach“ die natur- und umweltverträglichsten Lösungen darstellen.
Die anschließende Diskussion, bei der sich zum überwiegenden Teil Auer Bürger zu Wort meldeten, fokussierte sich auf folgende Themen:
- Zweifel an der Effizienz/Notwendigkeit des Kombinationsstandorts „Merzenbach“, vor allem vor dem Hintergrund, dass der ebenfalls mögliche Kombinationsstandort „Eberbach“ nicht untersucht wurde2.
- Fragen nach Möglichkeiten, um die Auswirkungen auf den landwirtschaftlichen Betrieb am „Heimbach“ bei der Kombinationslösung „Stöckenhöfe A und Heimbach“ zu minimieren oder Flächenverluste auszugleichen.
- Weitere Verfahrensweise in der Verwaltungsgemeinschaft und am Landratsamt und die Notwendigkeit von weiteren Untersuchungen/genaueren Kostenschätzungen, bevor auf kommunalpolitischer Ebene Entscheidungen getroffen werden.
- Zweifel an der Aussagekraft der Fotosimulation (die dargestellte Dammhöhe am Standort „Selzenbach/Enge (neu)“ beträgt laut Frau Schütze 8m, laut den Plänen von Ernst&Co aber 13m) konnten nicht befriedigend ausgeräumt werden. Damit verbunden, wurde die Notwendigkeit formuliert, die möglichen Beckenlösungen mit Lattengerüsten vor Ort zu verdeutlichen und zwar bevor definitive Entscheidungen gefällt werden.
Ein Wittnauer Bürger und Vertreter des BUND sprach sich für die Kombinationslösung „Stöckenhöfe A“ mit „Heimbach“ als verträglichste Lösung aus und stellte gleichzeitig die Frage, wie bei einer anderen Standortentscheidung mit der bestehenden Problematik des Heimbaches bezüglich Überflutungen der Dorfstraße in Au auch bei geringen Hochwasserereignissen verfahren würde. Die BI LVHH hatte unter Anderem diesen Sachverhalt nach einem Starkregenereignis am 09.10.2012 anhand einer Dokumentation den Behörden mitgeteilt und um Berücksichtigung bei der weiteren Planung gebeten.
Insgesamt war das Interesse v.a. der von potenziellen Hochwässern betroffenen Merzhausener Bürger eher verhalten. Lediglich ein Bürger aus diesem Gebiet meldete sich zu Wort und stellte die Frage, wie lange denn der ganze Prozess nun schon dauern würde. Eine Wittnauer Bürgerin erweckte mit ihrer Frage den Eindruck, dass dort bezüglich der Diskussion zum Hochwasserschutz im Hexental bislang nur angekommen war, dass die Gemarkung Wittnau nicht betroffen sei.
Aus Sicht der BI LVHH war die Veranstaltung gut vorbereitetet, einzelne Punkte der Präsentationen (diese sind unter "Hochwasserschutz-Konzept" auf der Homepage der Gemeinde Merzhausen einsehbar) müssen sicherlich noch genauer beleuchtet werden. Der Wille der Verantwortlichen, eine gute Lösung zu finden, war jedoch spürbar und die Chance ist da, dass durch die nun ergänzte Begutachtung der alten Standorte und die Hinzunahme von Kombinationslösungen die Verantwortlichen der VG in die Lage versetzt werden, eine landschafts- und naturverträgliche Lösung zu finden.
Die in der Faktorgrün-Präsentation enthaltenen Fotomontagen bieten eine gute Gegenüberstellung der Landschaftsauswirkungen (ab Folie Nr. 32 ff.).
1 Diese Anforderungen werden aus einem Vermerk des Wasserwirtschaftsamtes von 1974 abgeleitet und werden dahingehend interpretiert, dass im 50jährigen Hochwasserfall maximal 9 cbm/s am Gebietsauslass, d.h. der Gemarkungsgrenze zwischen Merzhausen und Freiburg, übergeben werden dürfen. Eine Jährlichkeit (d.h. auf welche Hochwasserereignis sich die 9 cbm/s beziehen), ist darin nicht enthalten.
2 Siehe hierzu das Schreiben der BI LVHH vom 12. September 2013 an die VG-Hexental.