Überraschende Wende im Hochwasserschutz Hexental

von Hans-Hermann Seydewitz

Trotz erheblicher Bedenken und Einwände der BI LVHH wurde nach langem Hin und Her auf der Sitzung der VG Hexental vom 19. November 2014 die Entscheidung zum Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens am Standort Enge neu (am südlichen Ortsausgang von Au) beschlossen. Nach dem Beschluss wurde das Planungsbüro BIT Ingenieure mit der weiteren Planung beauftragt und das Planfeststellungsverfahren sollte eingeleitet werden. Eine zügige Umsetzung des Hochwasserschutzes war das Ziel, denn die Fördergelder vom Land Baden Württemberg waren mit einem Fertigstellungstermin der Maßnahmen bis im Jahr 2017 verbunden.

Es kam jedoch ganz anders

Aus Gründen, die öffentlich nie kommuniziert wurden, verlangte das Regierungspräsidium Freiburg jedoch Anfang 2015 die Aufstellung eines neuen hydrologischen Abflussmodells und die Einbeziehung der für Ende 2015 zu erwartenden Fortschreibung der Niederschlagsdaten (Kostra 2010) des Deutschen Wetterdienstes.

Im November 2015 waren die BIT Ingenieure mit der Erstellung des neuen Abflussmodels (FG-MOD) fertig. Da die Kostra-Daten 2010 jedoch von der LUBW (Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg) in Teilen für unplausibel erklärt wurden, setzte die Landesregierung die Verwendung der Daten erst einmal aus. Erst im März 2018 werden die revidierten Daten KOSTRA 2010R des DWD vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft zur Verwendung freigegeben.

Erste Ergebnisse wurden in der VG Sitzung vom 20.12.2018 vorgestellt. Statt der im Jahr 2014 beschlossenen 1-Becken-Lösung sei nun wahrscheinlich eine 3-Becken-Lösung für die Erfüllung des 100- jährigen Hochwasserschutzes erforderlich.

Die Wende

Auf der VG Versammlung am 24.10.2019 wurden dann konkrete Ergebnisse vorgestellt. Nur eine 3-Becken-Lösung kann einen 100- jährigen Hochwasserschutz und die in einem Vermerk des Wasserwirtschaftsamtes von 1974 bestimmte Abgabe des Dorfbaches nach Freiburg von 9 cbm/sec gewährleisten.

Zwingend erforderlich sind nun Becken im Heimbach- und Eberbachtal zu errichten. Das dritte Becken könnte am Standort „Enge neu“ oder bei den Stöckenhöfen gebaut werden. Wobei die Kosten für das Becken „Enge neu um“ ca. 1 Million teurer wäre als für das Becken bei den Stöckenhöfen. Die Beeinträchtigung der Umwelt wird von den Gutachtern beim Becken „Enge neu“ eine Stufe höher eingeschätzt als beim Becken „Stöckenhöfe“.

Insgesamt werden sich die Kosten für den Hochwasserschutz ohne den Bachausbau in Merzhausen von ursprünglich 2,3 Mil. (2014) auf ca. 7,6-8,6 Mil. Euro erhöhen.

Wie geht es weiter?

Für die Wahl zwischen den Standorten „Enge neu“ und „Stöckenhöfe“ kann es augenscheinlich nur eine Entscheidung geben, die für den Standort „Stöckenhöfe“.

Denn die so kostenbewussten Gemeinderäte von Au, die sich 2014 wegen der Mehrkosten von 300 000 € gegen die umweltschonendere und landschaftsverträglichere 2-Becken-Lösung und für die 1-Becken-Lösung „Enge neu“ entschieden haben, werden jetzt wohl kaum 1 Million € Mehrkosten akzeptieren und dafür auch noch die aus Umweltschutzgründen schlechtere Lösung wählen.

Aber man sollte sich nicht zu früh freuen. Wer weiß, was den bisherigen unbedingten Befürwortern des Standorts Enge neu noch für Argumente einfallen, die diesen Standort doch als den Besseren erscheinen lassen.

Wenn es denn doch nicht so käme, hätte die BI LVHH dann mit den Standorten Stöckenhöfe und Heimbach die landschaftsverträgliche Lösung erreicht, die sie schon seit 2012 gefordert hat. Allerdings muss sie jetzt die Kröte eines zusätzlichen Standorts im Eberbachtal schlucken, einen Standort den sie in ihrer Bewertungsmatrix von 2012 in den Kategorien Schutzstatus, Eingriff in Landschaft und Biotope, Beeinträchtigung von Ortsbild, Erholungsfunktion und Anwohnern als deutlich kritischer eingestuft hat als z.B. den Heimbach.

Wir sind gespannt, ob die bisherige Politik der intransparenten Entscheidungen hinter den Kulissen, die erst im letztmöglichen Moment der Öffentlichkeit bekannt gegeben werden, jetzt wieder fortgeführt wird.

Die Bi LVHH hat sich in den letzten Monaten schon zweimal schriftlich an den Vorsitzenden der VG Hexental, BM Dr. Ante, gewandt, mit der Bitte, den jetzt anstehenden Prozess der Entscheidungsfindung im Sinne eine frühzeitigen Bürgerbeteiligung begleiten zu dürfen.

Diese Bitte wurde in beiden Fällen höflich, aber bestimmt abgelehnt.

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