Unterhalt- und Sanierungskosten sind bei der Kombinationslösung „Stöckenhöfe + Heimbach + Eberbach“ geringer

Die Unterhaltskosten für ein Hochwasserrückhaltebecken sind vor allem durch die Art der Steuerung und durch den Aufwand für das Mähen des Dammes und die Biotopflege bedingt. Gerade Mähen und Biotoppflege sind kostenintensive Positionen, die vom Volumen der Dämme und der Größe der Rückhalteräume beeinflusst sind.

Im Fragen- und Antwortenkatalog der VG Hexental (siehe: Link auf: https://www.merzhausen.de/de/Aktuelles/Projekte-Bauen-und-Infrastruktur/Hochwasserschutzkonzept-Hexental), Titel dort: Fragen und Antworten zum Hochwasserschutz - Stand: 15.November 2014 ) werden als jährliche Unterhaltskosten für das Becken Bitzenmatte (seit 2010 betriebenes Becken zwischen Merzhausen und Au) mit 14.000 € angegeben (Frage 94, Seite 15). Bei diesem Becken handelt es sich um ein elektronisch gesteuertes Becken, d.h. die Befüllung des Beckens wird abhängig vom Wasserstand des Dorfbachs an der Vogtebrücke (Brücke die von der Dorfstraße zum Forum führt) automatisiert geregelt. Leider ist im Fragen- und Antwortenkatalog nicht angegeben, wie sich die jährlichen Unterhaltskosten auf die verschiedene Positionen aufgliedern und welcher Zeitraum der Angabe zugrunde liegt. Nach unseren Kenntnissen wurde ein spezielles Mähgerät für das boden- und grasnarbenschonende Mähen der Rückhaltedämme von der VG Hexental angeschafft. Wie sind die Anschaffungskosten oder (in den ersten Jahren hohen) Abschreibungen dieses Geräts in die angegebenen Kosten eingeflossen? Unklar bleibt auch, ob die Kosten für die Biotoppflege ggfs. über Förderprogramme des Landes der VG wieder erstattet wurden.
Mit noch gröberen Kalkulationen hinsichtlich der Unterhaltskosten wartet das Ingenieurbüro Ernst und Co in seiner Vergleichsberechnung zu den Standorten auf. Dort werden die jährlichen Unterhaltskosten für die beiden größeren Becken („Stöckenhöfe A“ und „Enge/neu“) pauschal mit 10.000 € angegeben (Präsentation von Ernst und Co am 23.01.2014, Folie 40). Dass dieses nicht nachvollziehbar ist, wird spätestens bei der Betrachtung der Dammdimensionen klar. Während am Standort „Stöckenhöfe A“ von einem ca. 150 m langen und maximal 6,5 m hohen Damm ausgegangen wird, sind es am Standort „Enge/neu“ ein 260 m langer und maximal 13 m hoher Damm. Damit werden selbstverständlich die Mähkosten für den Damm bei „Enge/neu“ deutlich höher sein, als die für den Damm an den Stöckenhöfen. Das spiegelt sich in den Zahlen von Ernst und Co jedoch überhaupt nicht wieder bzw. es wird vorgeschoben, dass die Planungen bislang zu grob wären um genauere Kostenschätzungen hinsichtlich der Unterhaltskosten abgeben zu können. Letztlich sind es jedoch genau diese Zahlen auf die Bürgermeister und Gemeinderäte verweisen. Zuletzt BM Riesterer aus Horben, der sogar fälschlicherweise in der GR Sitzung in Horben am 18. November 2014 behauptet eine 2-Becken-Lösung würde 20.000 € für den Unterhalt kosten, eine 1-Becken-Lösung dagegen nur 10.000 €.

In den Jahren 2012 bis 2014 wurde das Becken „Selzental“ an der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Au und Horben gelegen saniert. Dieses Becken wurde 1976/77 gebaut und die Sanierung nach 40 Jahren hat knapp 500.000 € gekostet (Quelle: Fragen- und Antwortenkatalog der VG Hexental, Frage 95, Seite 15). Leider werden die Gründe für die Kostensteigerung im Vergleich zur ursprünglichen Planung (450.000 €) bzw. die Gründe für den Rechtsstreit, den die VG Hexental angestrengt hat, nicht öffentlich benannt (vgl. hierzu entsprechende Presseartikel der BZ vom 4.12.2012 und vom 28.03.2014). Diese Kostensteigerungen waren aber für manchen Entscheidungsträger Argument, um zu behaupten, dass die Kombinationslösung immer teurer in der Sanierung wäre. Hierzu ist Folgendes zu sagen. Das Becken „Selzental“ wurde 40 Jahre lang nur mit minimalem Aufwand unterhalten, so dass durchaus von einem Sanierungsstau gesprochen werden kann. Die Sanierung beinhaltet v.a. die Abdichtung und Ertüchtigung des Dammbauwerks, sowie die Anlage eines Biotops im Rückhalteraum. Eine Übertragung der Erfahrungen mit dem Becken Selzental auf die Entscheidung zu den Kombinationslösungen erscheint aus mehreren Gründen sehr fraglich. Biotopflächen werden in heute gebauten Rückhaltebecken bereits von Anfang an geplant und umgesetzt. Selbst wenn in 30 oder 40 Jahren eine Sanierung des Dammes auch für die heute gebauten Hochwasserrückhaltebecken notwendig werden wird, so werden die Sanierungskosten doch sehr stark von den Dammvolumina beeinflusst werden. Allein am Standort „Enge/neu“ beträgt das Dammvolumen ca. 24.300 cbm – dies und die ungünstig aus der Topographie herausragende U-förmige Damm dürfte zukünftige Sanierungskosten an diesem Standort teuer werden lassen.

Ein weiterer Aspekt soll hier noch genannt werden. Bei einer Realisierung des Zusatzstandorts „Heimbach“, gehen die Fachleute im Ingenieurbüro Ernst und Co davon aus, dass eine Öffnung des bislang verdohlten Baches nur auf einer Länge von 10m vor dem Damm erfolgen müsste und die Beweidung des gesamten Gebiets mit Rindern (ausgenommen die eigentliche Dammfläche) nach wie vor möglich wäre. Damit würden zumindest für diesen Standort Kosten für eine Biotoppflege im Rückhalteraum nicht oder nur in begrenztem Umfang anfallen.